Unser Cartagena-Ausflug beginnt mit ein paar kleineren Schwierigkeiten: Durch irgendeinen Defekt am Bus dauert die Fahrt von Santa Marta nicht vier, sondern sechs Stunden, Wartezeit an einer Tankstelle neben der Straße inklusive. Außerdem wurde die Zimmerreservierung im Hostel storniert, es gab ein Problem mit der Kreditkarte. Nach einigem Diskutieren ist jedoch eine Lösung gefunden, mit der alle leben können, und wir fallen müde ins Bett. Matti hat eine lange, aber problemlose Anreise hinter sich, und eine überteuerte Taxifahrt später kann auch er sich in seinem Extra-Zimmer hinlegen. Die Klimaanlage und die im Vergleich zu Santa Marta entspannte Moskitosituation lassen uns wunderbar schlafen, und am nächsten Tag brechen wir ausgeruht zum ersten Stadtrundgang auf.
Cartagena hat wirklich einiges zu bieten: Die ummauerte Altstadt ist gut erhalten, im benachbarten Stadtteil ist abends auf den Straßen viel los, es gibt kilometerlange Strände, ein topmodernes Hotel- und Einkaufsviertel und mächtige Befestigungsanlagen. Wir spazieren stundenlang durch Gassen mit schön restaurierten Kolonialhäusern, besichtigen Forts und spazieren die Stadtmauer entlang. Das Mittagessen lassen wir meist ausfallen und ernähren uns von Obst und anderen kleinen Snacks, die man hier an jeder Ecke bekommt. Zum ersten Mal seit Brasilien schwelgen wir in Mangos, Papayas oder Wassermelonen und trinken frisch gepresste Obstsäfte in ausgezeichneter Qualität. Dazu gibt es noch gegrillte Fleischspieße, Arepas, Empanadas und natürlich Bier – dank Mattis Spanischkenntnissen bekommen wir all das zum Gringo-Preis.
Ein wenig außerhalb der Stadt gibt es einen kleinen Hügel, von dem man eine gute Aussicht auf die Stadt haben soll. Kurz entschlossen machen wir uns auf den Weg, werden jedoch schon auf den ersten Metern von einer alten Frau aufgehalten, die uns zum nächsten Polizei-Straßenposten schickt. Etwas perplex lassen wir uns von den Polizisten erklären, dass es entlang des Weges zum Gipfel schon mal zu Überfällen komme. Gangster würden sich im Gebüsch verstecken und den überraschten Fußgänger von hinten anspringen. Die meisten Touristen würden deshalb mit dem Taxi hinauffahren. Falls wir aber trotzdem zu Fuß gehen wollten, sei das kein Problem, er würde uns einfach eine Polizeieskorte auf den Weg mitgeben. Wir willigen natürlich ein, sowas lassen wir uns nicht entgehen. Tatsächlich werden zwei Motorradpolizisten abgestellt, die uns – jeweils von Schattenplatz zu Schattenplatz fahrend – die steile Serpentinenstraße hinauf zum Aussichtspunkt begleiten. Die Beamten erledigen ihren Job routiniert und professionell, man könnte fast meinen, sie eskortieren jeden Tag dutzende ausländische Touristen samt Baby im Kinderwagen hier hinauf. Erst oben angekommen lassen sie durchblicken, dass dieser Auftrag eher eine Ausnahme darstellt, und verabschieden sich mit einem Lächeln. Danke an dieser Stelle nochmal an die kolumbianische Policia Nacional und ihre pragmatischen Problemlösungsansätze, wir haben uns selten so sicher gefühlt 🙂
Abends sind wir oft in der Nähe unseres Hostels unterwegs. Am Plaza de la Trinidad trifft sich abends gefühlt die halbe Stadt, es wird musiziert, Fußball gespielt, gegessen und getrunken. Wir sitzen oft nur da und schauen dem Treiben zu, während Willi sich wie immer mitten ins Getümmel stürzt. Rund um den Platz gibt es viele Bars und Lokale, von denen viele den neuesten Hipster-Bars in Wien um nichts nachstehen. Wir trinken Smoothies, essen Sandwiches, Pizza oder Pasta und lassen uns das kalte Aguila, meine kolumbianische Lieblingsbiermarke, schmecken.
Viel zu schnell vergehen die paar Tage, und schon bald müssen wir uns um den Rücktransport kümmern. Der Regen der letzten Nacht behindert ein wenig den Verkehr, aber der Minibus holt uns wie vereinbart im Hostel ab. Diesmal gibt es zwar keine technischen Gebrechen, aber trotzdem ist es bereits stockdunkel, als wir in Santa Marta eintreffen. Der Fahrer hat sich die letzte Stunde mit dem Kauen von Kokablättern vertrieben, was ein bisschen wie Kokain wirkt. Hilft ihm wohl beim Wachbleiben, steigert das subjektive Sicherheitsempfinden der Passagiere trotzdem nicht. Wir werden aber ohne Zwischenfall bei der Marina abgesetzt, die SAILOR MOON liegt dank Franzis und Pesches Lazybag-Rettungsaktion noch genauso da wie vor unserer Abfahrt. Wir erholen uns jetzt mal von unserem Städtetrip, dann wird die Gegend um Santa Marta unsicher gemacht!
Cartagena muss toll sein und das Eis muss dort besonders gut schmecken!
Wir trinken momentan hauptsächlich Ingwertee – hält warm und gesund!
Bussis und Grüße und frohe Weihnachten!
lt. erich solltets ihr euch einschlägig mit diesem Dokumentarfilm über Cartagena informieren 😉
https://de.wikipedia.org/wiki/Auf_der_Jagd_nach_dem_gr%C3%BCnen_Diamanten
Hallo ihr! Wie sehen eure Pläne denn so aus. Wir sausen jetz dann zu den Marquesas! Gute Reise Anja