geschrieben von Mischa in Mindelo, Kap Verde · 10.01.2015 · 1 Kommentar ·

Seit mehr als zwei Wochen liegt die SAILOR MOON jetzt schon in der Marina Mindelo auf der Insel Sao Vicente, Kap Verden. Eigentlich wollten wir hier schon längst wieder weg und auf dem Weg nach Tobago sein, aber leider haben wir nach unserer Ankunft einen größeren Defekt an unserer Ruderanlage festgestellt. Das Ruder hat offensichtlich zuviel Spiel gehabt, und dadurch ist wohl die Belastung für den Rumpf zu groß geworden und hat zu zwei kleinen Rissen im Stahl geführt. Es kommt zwar nur sehr wenig Wasser durch, aber mit einem derartigen Schaden riskieren wir natürlich nichts, schon gar keine Atlantiküberquerung. Einerseits sind wir froh, das Problem noch rechtzeitig entdeckt zu haben und nicht mitten auf hoher See, andererseits müssen wir unseren “alten” Plan, noch im März 2015 durch den Panamakanal und in den Pazifik weiterzusegeln, wohl oder übel aufgeben – wir wollen schließlich auch von den Karibikinseln etwas sehen. Unsere neue Idee sieht nun vor, ein zusätzliches Jahr in der Karibik zu verbringen und erst 2016 durch den Panamakanal zu gehen. Unsere Finanzplanung kommt dadurch natürlich etwas durcheinander und wir sind wohl darauf angewiesen, in der Karibik den einen oder anderen Euro dazuzuverdienen. Ob das realistisch ist oder nicht, werden wir sehen, andernfalls gibts halt die nächste Planänderung.

Die SAILOR MOON in der Marina (die Maststufen halten, LG ins Burgenland :-) )

Die SAILOR MOON im türkisen Marina-Wasser (die Maststufen halten super, LG ins Burgenland 🙂 )

Blick auf den Ankerplatz

Blick auf den Ankerplatz

Mindelo, die Marina im Vordergrund

Mindelo, die Marina im Vordergrund

der (äußerst optimistisch benannte) Monte Verde

der (äußerst optimistisch benannte) Monte Verde

Was hat sich seit unserer Ankunft an Bord der SAILOR MOON getan? Nicht allzuviel Bloggenswertes, darum ist der letzte Eintrag auch schon ein bisschen her. Den Weihnachtsabend verbringen wir wie geplant gemütlich im Cockpit und panieren und backen gemeinsam einen Haufen Hühnerschnitzel. Der Engländer auf dem riesen Kat neben uns ist ganz begeistert über die zwei Parade-Österreicher neben ihm. “Shnitsel, a typical Austrian Christmas food”, erkennt er fachmännisch. Nachher wollen wir uns eigentlich noch mit ein paar anderen Seglern an der Marina-Bar treffen, allerdings bin ich schon um acht Uhr so fertig, dass ich einschlafe. Auch die nächsten Tage bleibt das so, wohl noch die Nachwirkungen von unserer letzten Segelstrecke. Wir gönnen uns ein paar Tage Pause, dann erledigen wir wiedermal ein paar dringen nötige Reparaturarbeiten an unserem Boot: Der Ankerkasten und das Cockpit werden entrostet und neu gestrichen, wir lackieren unseren Cockpittisch neu oder nähen an unserem Sonnensegel. Gilson und Cesar, die sehr netten ortsansässigen Mechaniker, helfen uns bei der Wiederbelebung von James, unserer Selbststeueranlage, die nun wirklich massiv ist und lange halten sollte. Die Reparatur unserer Ruderanlage ist etwas schwieriger, denn dazu muss die SAILOR MOON aus dem Wasser. Das ist in Mindelo auch möglich, allerdings teuer (700 (!) Euro… in Varel haben wir 40 Euro dafür bezahlt) und gerade über die Weihnachtsfeiertage nicht so einfach. Außerdem ist unser Boot zu klein für die Slipanlage, deshalb muss ein Kran organisiert werden. Cesar schafft es schließlich, für den dritten Jänner 2015 einen Termin für uns auszumachen, allerdings haben wir Pech mit dem Wetter. Genau an diesem Tag beginnt der Wind immer stärker zu wehen, und die sich bildenden Wellen machen ein Kranen viel zu gefährlich. Seitdem warten wir jeden Tag auf besseres Wetter, momentan ist der Montag (12.01.2015) angepeilt. In der Marina gehören wir schon zum Inventar, jeder kennt uns, und die Rezeptionsdamen lachen nur mehr, wenn wir wieder um eine Nacht verlängern, weil der Wind immer noch zu stark ist.

Panieren

Panieren

Die Schnitzel sind gelungen!

Die Schnitzel sind gelungen!

Weihnachten im Cockpit

Weihnachten im Cockpit

Da es vor der Marina keinen Wellenbrecher gibt, kommt der Schwell bis in den Hafen. Die Schwimmstege sind nicht durch Pfeiler, sondern nur durch Ketten am Grund verankert, und bewegen sich dementsprechend – ein Bier fühlt sich auf dem Heimweg an wie sieben. Am meisten leiden aber die Leinen unter der ständigen Bewegung. Einen Festmacher haben wir schon durchgescheuert, größere Boote haben noch viel mehr Leinenverschleiß. Das Problem lässt die Skipper kreativ werden, und beim lokalen Yachtausrüster sind Gummifender und Ruckdämpfer ständig ausverkauft.
Wir lassen uns aber davon nicht unterkriegen und genießen unsere Tage in Mindelo. Die Stadt ist belebt, bunt und auf den Straßen geht es vor allem unter der Woche ziemlich zu. Kein Wunder also, dass wir uns zu Neujahr auf eine Straßenparty einstellen. Einige Gassen sind gesperrt, man hat eine riesige Bühne aufgebaut, aber noch um halb 12 sind die Straßen menschenleer. Wir trinken ein paar Cocktails mit anderen ratlosen Touristen, bis sich um kurz vor Mitternacht plötzlich die halbe Stadt am Hafen versammelt und ein beeindruckendes Feuerwerk geboten bekommt. Ab da ist dann einiges los, nur die von allen so sehnsüchtig erwartete brasilianische Band lässt sich noch nicht blicken. Angeblich sind mit der Bekanntgabe der Band die meisten anderen Neujahrspartys abgesagt worden, da man um Gäste fürchtete. Als schließlich um zwei Uhr Früh die Musik beginnt, sind alle Altersschichten vor der Bühne versammelt: Kinder, Mütter mit Babys, Jugendliche, Erwachsene, Pensionisten, und wir mittendrin. Die Stimmung ist gut, aber nach einer Stunde finden wir, dass der Hype unnötig war. Die Band ist nichts Besonderes und das Publikum eher desinteressiert. Wir machen uns also auf den Heimweg. Beim Zähneputzen um drei treffen wir dann den Mechaniker Gilson, der sich gerade für eine bald beginnende Neujahrsfeier fertigmacht. Er erklärt uns, dass wir nur die Vor-vor-vor-Band gesehen haben, den Hauptact brauchen wir nicht vor sechs Uhr Früh zu erwarten. “That’s the Cape Verdes”, sagt er nicht ohne Stolz. Wir haben uns augenscheinlich noch nicht richtig akklimatisiert und fühlen uns ein bisschen alt, als wir uns um halb vier mit der Gewissheit, DAS Konzerthighlight des Jahres in Mindelo verpasst zu haben, in die Koje legen.

UPDATE: Anscheinend haben wir uns richtig entschieden, siehe hier.

Silvester in der City von Mindelo

Silvester in der City von Mindelo

Weihnachtsbeleuchtung auf Palmen

Weihnachtsbeleuchtung auf Palmen

Neujahrsselfie

Neujahrsselfie

Wiedermal ein Feuerwerk über der SAILOR MOON

Wiedermal ein Feuerwerk über der SAILOR MOON

Meine Tortilla-Skills werden besser und besser

Meine Tortilla-Skills werden besser und besser

Unterschiedliche Strategien zur Leinenschonung

Unterschiedliche Strategien zur Leinenschonung

Die dauernde Leinenverbesserung hinterlässt Spuren

Die dauernde Leinenverbesserung hinterlässt Spuren

Unser Wohnzimmer, das Cafe del Mar

Unser Wohnzimmer, das Cafe del Mar

Die nächsten Tage vergehen rasch, wir warten auf weniger Wind, arbeiten ein bisschen am Boot, kochen mit wechselndem Erfolg Suppen und Fleisch ein und verbringen viel Zeit in der Bar mit dem besten Internetanschluss, dem Cafe del Mar. Wir skypen mit der Heimat, informieren uns über die Antillen und planen mit Freunden und Familie die nächsten Bord-Besuche – das zusätzliche Karibik-Jahr bietet dazu ja reichlich Möglichkeiten. Trotz alledem freuen wir uns schon, wenn wir wieder weitersegeln können. Mindelo ist zwar nett, die Leute freundlich und die Versorgung (wenn man weiß, wo man suchen muss) nicht schlecht, aber wir wollen langsam den Atlantik in Agriff nehmen. Unser nächstes Ziel heißt Tobago, wir rechnen mit 20 bis 30 Tagen auf See für die 2080 Meilen, aber zunächst muss mal das Ruder in Ordnung gebracht werden – wir planen dafür mindestens noch eine Woche ein.

Suppen lassen sich hervorragend einkochen

Suppen lassen sich hervorragend einkochen

Misslungen: Faschiertes

Misslungen: Faschiertes

Rost überall!

Rost überall!

Die zerschlissene Nationalflagge wird erneuert

Die zerschlissene Nationalflagge wird erneuert


1 Comment

  1. Kallinger Gerhard

    Hallo ihr zwei, wünschen euch aus dem verregneten Frankenau ein Prosit 2015!
    Viel Erfolg bei eurer Arbeit und vor allem bei der Fahrt in die Karibik! Unsere Reise
    beginnt am 05.02. mit dem Flug nach Miami, dann sind wir mit der CostA Luminosa am 07.02. in
    conzumel, 08.02.Roatan, 10.02- grand Cayman Inseln, 11.02. Ochos Rios, 13.02. Princess Cays
    und 14.2. in Nassau auf den Bahamas. Also wir werden nach euch Ausschau halten.
    Leider weiss, ich nicht ob ich mitkann, stornieren muss oder wer anderer statt mir fährt!
    Hab mit bei einem Sturz im Dez. mein re Schlüssedbein gebrochen und es verheilt leider nicht.
    Vielleicht gibts dann am 05.02.statt Karibik eine OP, aber ich geb die Hoffnung nicht auf.
    Alles Liebe GERTI

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