Wir haben gedacht, mein Bruder Matti ist spontan in seinen Reiseentscheidungen, aber mein ehemaliger Schulkollege und guter Freund Simon schlägt ihn um Längen: Am Montag schreibt er uns, er hätte dieses oder nächstes Wochenende Zeit, und am Freitag sitzt er auch schon im Flugzeug und vertauscht das kalte und verschneite Zürich mit angenehmen 25 Grad und Sonnenschein auf den kanarischen Inseln. Graciosa hat nicht unbedingt die besten Verkehrsverbindungen und daher ist die Anreise etwas umständlich, aber am Freitag Abend können wir unseren Gast am Hafen begrüßen. Traditionell wird als erstes ein Mojito genossen, und nach einem ausgezeichneten Abendessen machen wir uns im Finstern auf den Weg zurück zur SAILOR MOON. Beleuchtung gibt es absolut keine, aber der Mond scheint hell, und bis auf eine blaue Zehe kommen wir auch heil an. Simon ist deutlich größer als wir, quartiert sich aber trotzdem in der Achterkabine ein, die keinen Zentimeter kürzer hätte sein dürfen.

Eine kleine Wanderung zum ehemaligen Vulkankrater

Eine kleine Wanderung zum ehemaligen Vulkankrater

Krater

Krater

Jaqueline hoch über der Ankerbucht

Jaqueline hoch über der Ankerbucht

Ganz alleine sind wir nicht

Ganz alleine sind wir nicht; die SAILOR MOON ist das einzige dunkle Boot

Die Insel Graciosa

Die Insel Graciosa

Posieren in der ungewöhnlichen Landschaft

Posieren in der ungewöhnlichen Landschaft

Nochmal die Bucht, im Hintergrund die Klippen von Lanzarote

Nochmal die Bucht, im Hintergrund die Klippen von Lanzarote

Simon kommt mit der Orzola-Fähre

Simon kommt mit der Orzola-Fähre

Die nächsten paar Tage verbringen wir mit schwimmen, lesen, einem ziemlich langweiligen Niederösterreich-Derby (Admira vs. Wiener Neustadt), unzähligen Scabble-Partien, grillen am Schiff und einem exquisiten Abendessen mit dem wohl bestausgebildetsten Kellner der gesamten kanarischen Inseln. Simon lebt zwar schon einige Jahre in Zürich, steht aber mit der schweizer Küche nach wie vor auf Kriegsfuß und nutzt jede Gelegenheit, um sich im Ausland so richtig sattzuessen – ein Umstand, von dem Dank Simons Großzügigkeit auch wir die nächsten paar Tage noch profitieren dürfen.
Am Montag beschließen wir, die 40 Meilen nach Arrecife, der Hauptstadt der Insel Lanzarote zu segeln. Der Ölstand passt, der Motor wird gestartet, wir holen den Anker auf und motoren aus der Ankerbucht. Dann gibt Jaqueline Vollgas, aber der Motor stoppt bei ca. 2500 RPM, normal wären so 3000. Schon wieder ein Problem mit dem Motor, kanns denn das geben? Gerade jetzt wäre ein verlässlicher Motor wichtig, wir müssen die ersten paar Meilen gegen den Wind um die Nordspitze von Lanzarote herummotoren. Wir reduzieren die Drehzahl und im Zeitlupentempo umrunden wir das Kap. Dann setzen wir die Genua, es ist recht viel Wind und wir kommen gut voran. Trotz des Seegangs hänge ich aber bald wieder kopfüber im Motorraum. Was kann es diesmal sein? Filter verlegt? Tau in der Schraube? Nachdem ich diese beiden Möglichkeiten ausgeschlossen habe und wir merken, dass der Motor im Rückwärtsgang und im Leerlauf problemlos hochdreht, kann es nur am Getriebe oder an der Welle liegen. Wir beschließen, an unserm Ziel, Arrecife, festzuhalten, bis zum letzten Moment zu segeln und dann gaaaanz langsam in die Marina zu motoren. Der Wind ändert sich laufend, mal regnet es auch kurz, aber wir sind schnell unterwegs, statt den erwarteten 10 Stunden brauchen wir gerade mal 7. In der Marina machen wir erst am Empfangssteg fest, bevor Jaqueline die SAILOR MOON mit ihrem bisher besten Anlegemanöver zentimetergenau in die Box bringt. Der Motor hat durchgehalten, Gottseidank! Wir genehmigen uns einen Schluck Pelinkovac, einen kleinen Snack beim Burger King (genau an unserem Steg) und lassen dann den Tag bei Tapas in der Stadt ausklingen.

Simon am Steuer

Simon am Steuer

Zwei "shiny" Shirts

Zwei “shiny” Shirts

Marina-Selfie in Arrecife

Marina-Selfie in Arrecife

Eines von vielen ausgezeichneten Abendessen

Eines von vielen ausgezeichneten Abendessen

Regenschauer am Weg nach Arrecife; die Segelstellung passt trotzdem immer

Regenschauer am Weg nach Arrecife; die Segelstellung passt trotzdem immer

Arrecife ist ganz nett, hat aber außer einer kleinen Fussgängerzone nicht allzuviel zu bieten, sondern ist hauptsächlich An- und Abreisepunkt zu den umliegenden Ressorts und Appartmentkomplexen. Aber die Versorgung ist gut, ein paar nette, kleine Bars und Restaurants finden wir auch, und so genießen wir noch zwei Tage Nichtstun mit unserem Gast. Simon lernt (neben den zweibuchstabigen Scrabble-Wörtern) auch skurrile Aspekte des Fahrtenseglerlebens kennen (Highlight: der wie ein Wasserfall redende kalifornische Sunnyboy Pete), und wir haben eine Menge Spaß zu dritt auf der SAILOR MOON.
Am Mittwoch muss Simon wieder zurück in die Schweiz, und mit einem letzten Restaurantbesuch beschließen wir das Wochenende der kulinarischen Hochgenüsse und verabschieden uns von unserem Gast. Diesen Nachmittag sind wir noch faul, aber schon am nächsten Tag beginnen wir endlich mit einigen längst fälligen Reparaturarbeiten an der SAILOR MOON. Die Fenster werden hoffentlich zum letzten Mal abgedichtet, und wir streichen endlich das Deck (!!!). Außerdem bestellen wir ein Solarpaneel und überprüfen die kritischen Stellen am Rumpf, wo die SAILOR MOON früher Rostprobleme hatte, aber alles passt.
Nur unser Motor macht uns nach wie vor Sorgen: Eine genaue Inspektion ergibt, dass unsere selbst eingebauten Motorlager nicht optimal eingestellt sind, und bei einer bestimmten Drehzahl der Motor so stark zu vibrieren beginnt, dass trotz noch mehr Gas nichts mehr passiert. Einen halben Tag versuche ich, die Lager besser einzustellen und den Motor auszurichten, dann gebe ich mangels dem nötigen Spezialwerkzeug auf und wir machen uns auf die Suche nach einem Mechaniker. Uns ist allerdings bewusst, dass für eine richtige Ausrichtung das Boot wohl oder übel aus dem Wasser gekrant werden muss. Die Infrastruktur ist hier zwar vorhanden, aber die Marina ist erst zwei Wochen alt, und alles läuft noch nicht ganz rund (zum Beispiel auch das Warmwasser). Morgen früh soll ein Mechaniker vorbeikommen und sich unser Problem mal ansehen, aber an die Kosten für ein mögliches Kranen wollen wir lieber nicht denken.

Simon lernt uns, wie man fachgerecht Eier pochiert... keine Ahnung wie wir bisher ohne ausgekommen sind

Simon lernt uns, wie man fachgerecht Eier pochiert

Nachschub an Gummizeug und anderen wichtigen Dingen

Nachschub an Gummizeug und anderen wichtigen Dingen

Frühstück im Cockpit

Frühstück im Cockpit


3 Comments

  1. pochierte eier sind weird.

    • naja, man darf nur nicht, wie der plachutta empfiehlt, 1/8 L Essig nehmen, weil dann wirds sehr sauer, aber sonst ned schlecht.

  2. Jürgen & Sonja

    Hallo ihr lieben na ihr seid ja schon auf gran canaria. Und bei euch alles gut?
    Hab letztes Wochenende den sbf See bestanden. Lg Jürgen und Sonja

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